Blog

Rezension “Pioniere des Comics – Eine andere Avantgarde” Hrsg.: Alexander Braun/Max Hollein

Eine Rezension von Sebastian Strombach URBANE COMICS Es geschah irgendwann Mitte der 1980er in einen düsteren Hinterhofzimmer: Bei meinem ersten Berlinbesuch lag bei meinem Onkel eine Ausgabe von Little Nemo im Bücherregal. Ich weiss nicht mehr, ob mir der Comic damals gefiehl oder nicht, aber es muß doch KLICK gemacht haben: ich klein und verloren in dieser seltsamen Mauerstadt, und dann die Geschichte von einem Jungen, der mit einem Zeppelin zum Mars fliegt und dort Abenteuer in unendlichen Straßenschluchten erlebt. Die Szenerie hat mich jedenfalls nicht mehr losgelassen, und dass mein Onkel in der Druckerei des Tagesspiegels in der Potsdamer...

Rezension „Religiöse Netzwerke“ von Alexander-Kenneth Nagel

Treue Leser haben sicherlich bemerkt, dass das Thema Religion und Stadt immer wieder mal in den Rezensionen aufgegriffen wurde, im Gegensatz zu anderen Werken stehen im Buch „Religiöse Netzwerke“ von Alexander-Kenneth Nagel aber nicht die Bauwerke im Mittelpunkt, sondern die sozialen Verbindungen zwischen und zu Religionsgemeinschaften. Der Untertitel „Zivilgesellschaftlichen Potentialen religiöser Migrantengemeinden“ macht dies bereits deutlich und auch die Auswahl der Fallbeispiele zielt darauf ab, einen möglichst vielfältigen Einblick in die zukünftigen Möglichkeiten eines Miteinanders in der Stadt zu geben. (mehr …)

Sammelrezension: Megacities

  In den beiden Büchern „Megastädte zwischen Begriff und Wirklichkeit“ von Johanna Hoerning und „Glauben in Mega-Citys“ von Margit Eckholt und Stefan Silber (Hg.) nähern sich die Autoren auf unterschiedliche Weise den Megastädten Südamerikas. Während Johanna Hoerning eine grundlegende Untersuchung des Begriffs der Megastadt in Abgrenzung von der Großstadt in Brasilien vornimmt, widmen sich Margit Eckholt und Stefan Silber der „Pastoral urbana“ Lateinamerikas in Form eines Sammelbands. Beiden Werken ist gemein, dass sie die Perspektiven lateinamerikanischer Forscher und Praktiker einbringen möchten. (mehr …)

Rezension “Atlas of the Functional City”

oder: Was macht ein Haufen rebellischer Architekten auf einem Schiff im Mittelmeer? Eine Rezension zum „Atlas of the Functional City: CIAM 4 and Comparative Urban Analysis“, Thoth Publishers, Bussum, gta Verlag, Zürich, 2015. Ob die Beteiligten bewusst auf diesen sinnbildlichen Ort setzten, darf bezweifelt werden, war der ursprüngliche Tagungsort – Moskau – wegen der politischen Symbolkraft verworfen worden: ein kleines Schiff im Mittelmeer. Dort, wo die ersten Hochkulturen per Schiff errichtet wurden, fuhr 1933 die Patris II von Marseille nach Athen – an Bord die vierte Internationale Konferenz der Architekturmoderne (CIAM IV), die zur Charta von Athen führte. Während die Charta...

Rezension „Verbietet das Bauen! – Eine Streitschrift“ von Daniel Fuhrhop

Eins ist sicher, mit seinem Buch „Verbietet das Bauen!“ wird sich Daniel Fuhrhop in manchen Kreisen keine Freunde machen. Denn, der Untertitel macht es deutlich, handelt es sich bei dem Buch um eine Streitschrift gegen die das Credo des Neubaus und somit gegen einen der größten Konjunkturmotoren dieses Landes. Von Neubau lebt eine ganze Politiker-, Planer-, Industrie-, Banken- und Handwerkerlobby, die sich sicher ist: Neues ist schön, Neues ist aufregend, Neues ist einfach und Altem in jeglicher Hinsicht vorzuziehen. Dies auch mit fraglichen Methoden, wie im Buch an vielen Stellen gut dokumentiert dargestellt wird. Doch hingegen den von der Baulobby...

Rezension: Refugees Welcome

Konzepte für eine menschenwürdige Architektur Der Zustrom von verfolgten Menschen aus Kriegs- und Krisenregionen hat sich in den letzten Wochen und Monaten zu dem Hauptthema und zur neuen europäischen Herausforderung entwickelt. Bilder von überfüllten und hastig bereitgestellten Notunterkünften prägen die Medien. Hygienische Mängel, durch Beengung hervorgerufene Konflikte und fehlende Privatsphäre belasten die (oft traumatisierten) Flüchtlinge. Gleichzeitig sind viele Standorte von Massenunterkünften und Aufnahmelagern, hinsichtlich der sozialräumlichen Wirkungen wenig auf das urbane Umfeld abgestimmt und kaum städtebaulich konzipiert. Das bedeutet oft einen schweren nachbarschaftlichen Zugang und letztlich eine erschwerte Integration. Deshalb ist es dringend erforderlich, die gängige Praxis von Kasernen-, Container,-...

Das Ruhrgebiet in der Kunst: Zwischen grüner Ästhetik und Verfall, Ausstellung „Green City“ in Oberhausen

Marode Ästhetik, wilde Industrie-Natur, energetische Gedankenspiele: In „Green City. Geformte Landschaft – Vernetzte Natur“ steht das Ruhrgebiet im Fokus der Kunst. Die Ausstellung in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen schafft den Spagat zwischen spielerischem in Szene setzen geformter und verletzter Landschaft und ernster Beschäftigung mit Fragen des Klimawandels und Umweltschutzes inmitten der Industrieregion. (mehr …)

Rezension und Reminder zur Buchvorstellung „Schmuck als urbaner Prozess – Künstlerische Handlungen im städtischen Raum“ von Gabi Schillig und Elisabeth Holder [Hrsg.]

„Schmuck als urbaner Prozess“ ist ein Forschungsprojekt, das vom Fachbereich Design der Hochschule Düsseldorf entwickelt und durchgeführt wurde. Die Professorinnen Elisabeth Holder und Gabi Schillig luden ihre Studierende ein, die Bedeutung und die Potentiale von Schmuck im urbanen Raum zu untersuchen und haben dazu gemeinsam verschiedene Experimente durchgeführt. Das unlängst im Wasmuth Verlag erschienene Buch „Schmuck als urbaner Prozess – Künstlerische Handlungen im städtischen Raum“ dokumentiert den Projektverlauf, die Interventionen und Arbeiten der Studierenden sowie die Ergebnisse und Produkte, die daraus entstanden sind. „Realität entwickelt sich, wenn Menschen miteinander kommunizieren“ so schreibt Gabi Schillig in der Einführung des Buches. Aber...

Rezension: «dazwischen – von der Wohnungstür zur Trottoirkante» Hrsg. von Claudia Cattaneo, Verena Huber, Anja Meyer, Roland Züger

Lange galt das Postulat: Architekten kümmern sich um die Häuser und Objekte einer Stadt, Planer um die technischen und (soweit planbar) gesellschaftlichen Grundlagen und darum, dass die Stadt „funktioniert“. So schafften die einen Grundlagen, sahen Infrastrukturen vor, zonierten den Stadtkörper und sorgten auf einer übergeordneten Ebene dafür, dass das Leiden, wie es ein Stuttgarter Planer einmal in einem Kamingespräch sagte, möglichst gleichmäßig verteilt wird. Parallel tobten Architekten sich in Form von Objekten aus, die in dem vorgegebenen Rahmen möglichst viel künstlerisches Ego zu Tage brachten. Zugegeben, ganz so drastisch ist es nicht, doch trotz aller Polemik, so ganz anders auch...

Filmrezension: Wem gehört die Stadt?

Wem gehört die Stadt? Dokumentation über den Kampf um das Kölner Helios-Gelände Gehört die Stadt den Beamten, die sie verwalten? Den Bauherren, die sie kaufen? Oder den Menschen, die sie bewohnen? Diesen Fragen geht die Kölner Filmemacherin Anna Ditges in „Wem gehört die Stadt – Bürger in Bewegung“ auf den Grund. Die bewegende 90-minütige Dokumentation, die am 19. Februar in den Kinos startete, zeichnet den Kampf um das Kölner Helios-Gelände nach, einem ehemaligen Industrieareal im Stadtteil Ehrenfeld, dessen alte Werkshallen bisher vorwiegend als Clubs, Ateliers, und Werkshallen genutzt wurden. Bis Investoren und Stadtplaner im Jahr 2009 das knapp vier Hektar...