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Literaturüberblick: Kirche in der Stadt

Über ein Jahr nach der Konferenz „Stadt_Kirche“ zeigt sich eine gewisse Dynamik im Umgang mit (kirchlicher) Religiosität in der Stadt. Neben weiteren Tagungen, die in diesem Themenfeld durchgeführt wurden, erscheinen auch aus verschiedenen Richtungen Publikationen, die sich damit beschäftigten, inwiefern Religion in der Stadt und vor allem inwiefern Kirche in der Stadt neu gedacht werden muss. Wir möchten vor diesem Hintergrund einige Bücher hierzu in einem Blitzlicht zusammenzufassen - natürlich nicht als abschließende Übersicht, aber vielleicht als Impuls, um weitere von unseren Lesern genannt zu bekommen. Dabei kann in diesem Blitzlicht ganz allgemein ein baulich-historischer Zugang von einem theologisch-sozialwissenschaftlichen getrennt...

Rezension „Transforming Cities – Urban Interventions in Public Space“

Städte wachsen rasant und stetig und es ist nicht abzusehen, wann dieses Wachstum zu einem Ende kommen wird. Dies birgt viele Herausforderungen denen Kommunen und urbane Akteure lokal begegnen müssen, denn das was ein urbanes Lebensgefühl ausmacht, wird vielfältig sichtbar und an jedem Ort auf andere Weise verhandelt. Städte sind ein interessantes Spielfeld, in dem viele unterschiedliche NutzerInnen erproben, wie sich ein vielfältiges qualitätvolles Miteinander gestalten und dauerhaft leben lässt. Nicht selten helfen performative, temporäre und dauerhafte Interventionen Zusammenleben zu strukturieren, Begegnungen zu ermöglichen, gewohnte räumliche Situationen anders wahrzunehmen oder schlicht über eine kurze Gelegenheit des gemeinsamen Erlebens und Erfahrens...

Rezension “Wir sind die Stadt! Urbanes Leben in der Digitalmoderne”

Mittlerweile beginnt nahezu jeder Text über Stadtentwicklung – sei er akademisch oder populärwissenschaftlich – mit der Feststellung, dass seit einigen Jahren mehr Menschen in den Städten leben als auf dem Land. Das ist in „Wir sind die Stadt!“ glücklicherweise nicht so: Die Feststellung folgt erst auf der dritten Textseite. Trotz dieser anfänglichen Ernüchterung hat der Journalist und Kunst-, Stadt- und Architekturkritiker Hanno Rauterberg ein außergewöhnliches Buch geschrieben. Sprachlich äußerst gewandt greift er nahezu alle zeitgenössischen Phänomene urbaner Kultur auf und setzt sie fast schon spielerisch wie ein Tausend-Teile-Puzzle zusammen. Die Liste der Themen ist lang: Occupy und Urban Gardening, Parkour...

Rezension „Bodies in Urban Spaces“ von Willi Dorner

Zehn Jahre ist es nun schon her, dass Willi Dorner erstmals unter dem Titel „bodies“ Installationen und Performances konzipierte, in denen er die Dimensionen von Wohnungen und Wohnräumen in Bezug zu menschlichen Körpern setzte. Was er seinerzeit im Rahmen der Recherchephase in der Wiener Wohnanlage „Hängende Gärten“ begann, ist mittlerweile ein sehr erfolgreiches Projekt, das in den Außenraum von Städten rund um den Globus expandiert ist. Auf sympathische Art kann Willi Dorner den Erfolg selbst kaum fassen, denn zum einen scheiterte das Projekt am Anfang beinahe: Beim ersten Anlauf fehlte es an ausreichend Darsteller und Darstellerinnen, um die ursprüngliche Choreographie...

Rezension “The Acoustic City” von Matthew Gandy und BJ Nilsen (Hrsg.)

Die im Sammelband „The Acoustic City“ enthaltenen Texte umkreisen den Begriff der „soundscape“ (Klanglandschaft) der Städte. Geprägt wurde der Begriff vor etwa vierzig Jahren vom kanadischen Klangforscher, Lehrer und Komponisten R. Murray Schafer in dessen Grundlagentext: „The tuning of the world“ ( dt.: „Die Ordnung der Klänge“): Schafer fiel an seinen Schülern eine stark eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit auf, die er auf eine mangelnde Fähigkeit zum Zu-Hören zurückführte. Innerhalb eines Forschungsprogramms, versuchte er diese elementare Fähigkeit mittels verschiedener Übungen zu fördern. Die dabei entwickelten Techniken, wie „soundwalks“ (Klangspaziergänge), „ear cleaning“ ( Entwicklung eines umfassenden nicht selektiven Hörens ) und „fieldrecordings“ ( Aufnahmen...

Rezension: Herausforderung Erdgeschoss

Die Planung und Gestaltung der Erdgeschosszone ist eine besondere und wichtige Aufgabe von Architektur und Städtebau. Als Übergangsbereich vom Öffentlichen zum Privaten, als sozialer Interaktionsraum oder als Ort für Handel und Gewerbe wird im Erdgeschoss der urbane Charakter der Stadt formuliert. Das Erdgeschoss ist die primäre Wahrnehmungsebene, auf der man der Stadt Auge in Auge begegnet. Diesem oft zu wenig beachteten und durch viele unglückliche Gestaltungsversuche gekennzeichneten Themenfeld widmet sich die Wüstenrot Stiftung mit dem Buch „Herausforderung Erdgeschoss“. Die jetzt erschienene Veröffentlichung dokumentiert die Ergebnisse des Forschungsprojekts „Ground Floor Interface“ und fokussiert das Spannungs- und Problemfeld Erdgeschoss im verdichteten Wohnungsbau....

Rezension: „Wer organisiert die ‚Entbehrlichen‘?“ von Hoeft, Klatt et al.

In der jahrzehntelangen Geschichte sozialer Stadtteilentwicklung ist es ab und zu notwendig innezuhalten und zu überprüfen, wie das was konzipiert und umgesetzt wurde, vor Ort wirksam geworden ist. Nicht nur im Sinne einer Evaluation abstrakter Kennwerte, sondern vielmehr basierend auf den Geschichten und Erfahrungen derjenigen Menschen, die in den Blick genommen wurden. In allen Programmen der Städtebauförderung ist ja genau das das Neue und Spannende gewesen, dass versucht wurde, jenseits von Bauen und Infrastrukturinvestitionen, wieder diejenigen zuvorderst in den Blick zu nehmen, die vor Ort leben und arbeiten und durch ihr Alltagshandeln tagtäglich ihre Stadtteile gestalten. Hier fügt sich genau...

Rezension “Aspekte des städtischen Radverkehrs” von Karsten Michael Drohsel, Arvid Krenz, Jörg Leben und Vanessa Lösche (Hrsg.)

Seit 1971 werden am Verkehrswesenseminar der TU Berlin Texte und Berichte verfasst. Sei es als Ergebnis von Projekten oder als erste wissenschaftliche Arbeit von Studierenden. Nun sind, man könnte sagen endlich, einige Arbeiten veröffentlicht worden. Endlich, da bisher auch herausragende Arbeiten oftmals sang- und klanglos in den Schubladen versanken und nach fünf tristen Jahren, so will es der Datenschutz, vernichtet wurden. Das soll sich nun möglichst dauerhaft ändern, denn mit der neu gegründeten Schriftenreihe sollen herausragende und/oder interessante Arbeiten fortlaufend öffentlich zugänglich gemacht werden. Dabei geht es aber nicht ausschließlich um das Publizieren, vielmehr ist die Reihe darüber hinaus ein...

Rezensionsnachtrag “Haus Tugendhat” ein Film von Dieter Reifahrt

Für kommenden Freitag kündigt sich eine Sensation für alle Freunde und Freundinnen der Moderne, insbesondere für Freunde und Freundinnen der Architektur Mies van der Rohes und des Tugendhat Hauses in Brno an: Pandora Films bringt zum DVD-Release des Films "Haus Tugendhat" (ich hatte dazu eine Rezension verfasst, die ihr hier finden könnt) eine Edition heraus, die um zwei weitere Filme eine offenbarende Fußnote zur Sanierung und äußerst sehenswerte Outtakes erweitert wurde. Dieter Reifahrt hat aus den Rohmaterialien des ersten Films eine eigenständige Dokumentation der Sanierung des Hauses von 2009 bis zur Wiedereröffnung 2012 geschnitten, die sich auf unheimlich detaillierte Weise...

Das Parlament der Visionen.

Entwurf für einen partizipativen Stadtplanungsprozess von Ragna Körby und Tobias Kurtz Worum geht es? P A R T I Z I P A T I O N. Ein Wort, das über alle Medien hinweg und über alle gesellschaftlichen Gruppen und Schichten hinweg in den letzten Jahren wieder Konjunktur hat. Dies bekommt insbesondere die Planung zu spüren, wie die kontinuierlich geführten Bahnhofs-, Flughafen- und Konzerthausdebatten deutlich machen. Bürgerinnen und Bürger verlangen wieder mehr Beteiligung an Planungsprozessen. Sie gehen dafür auch auf die Straße, erwirken durch ein breites Engagement Volksentscheide oder ziehen vor das Bundesverfassungsgericht. Diese Indizien zusammengenommen belegen, dass formelle, rechtlich...