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Buchrezension und Verlosung: “Wellensittich entflogen. Farbe egal” von Joab Nist

Seit nun bald zwei Jahren beliefert uns Notes of Berlin täglich mit wunderbaren kleinen Geschichten, Sozialstudien, verzweifelten Gesuchen, verqueren Angeboten und lautstarken Ansagen in Zettelform. Der Blog, der von Joab Nist ins Leben gerufen wurde, sammelt und konserviert die Kleinodien der stressgeplagten, multikulturellen und neurotischen, aber auch freundlichen, liebevollen und hilfsbereiten Bevölkerung des Planeten Berlin. Wer also schon immer mal wissen wollte, wie die berliner Kieze funktionieren oder die Nachbarn im Haus so ticken, der sei wachsam und aufmerksam für die kleinen Botschaften des Alltags. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=mBsSmP0nfq0[/youtube] Die schönsten Exponate der Straßen- und Hausflurgalerien, die unschlagbaren Notes of Berlin Evergreens sind...

Buchrezension: “Prayer in the City” von Patrick A. Desplat und Dorothea Schulz

In der heutigen Stadtplanung spielen heilige Orte nur eine untergeordnete Rolle und wirken maximal am Rande noch als (gesamt-)gesellschaftliche Räume des Transzendenten. Nichtsdestotrotz bleiben sie für bestimmte Gemeinschaften in ihrer Bedeutung bestehen und werden durch Nutzung und symbolische Zuschreibung zusätzlich in ihrer Funktion gefestigt. Dies gilt in unterschiedlicher Weise sicherlich für viele religiöse und lokale Zusammenhänge weltweit. Wie sich dies im Falle der muslimischen Glaubensgruppen darstellt und inwiefern dadurch neue Zugänge oder sogar neue Orte an sich herausbilden, wird in der Publikation „Prayer in the City - The Making of Muslim Sacred Places and Urban Life“ von Patrick A. Desplat...

Buchrezension: “Die Straße, die Dinge und die Zeichen” von Eva Reblin

Was ist eine Straße? Sicher wird jetzt jede/r eine konkrete Straße vor Augen haben: die Straße der Kindheit, die Straße in der  die aktuelle Wohnung ist, die Straße, deren Adresse man auf Nachfragen als Wohnort angibt, die Straße der Eltern, der oder des Geliebten, poetische Straßen, imaginäre Straßen, die Straße der Lieblingskneipe oder eine Straße, wie sie in Kinderbüchern vorkommt. Diese Straßen bestehen aus Fahrbahnen und Gehwegen, vielleicht einer Bebauung am Rand, sie haben einen Anfang und/oder ein Ende, sie führen irgendwo hin, es gibt Abzweigungen, Wege, Randnutzungen und vieles mehr. Straßen, und das wird klar so bald wir uns...

Buchrezension: „Wer entwickelt die Stadt?“ von Uwe Altrock und Grischa Bertram

Das Buch „Wer entwickelt die Stadt?“ basiert auf einer Tagung des Fachgebiets Stadterneuerung/Stadtumbau der Universität Kassel und des Arbeitskreises Planungsgeschichte in der Gesellschaft für Stadtgeschichte und Urbanisierungsforschung (GSU) am 7. und 8. Dezember 2007 in Kassel. Anhand exemplarischer Beträge wird erkundet, welche Formen von Governance in Phasen gesellschaftlicher Umbrüche beobachtet werden können und wie sich dies vor der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellt. Ziel der Publikation ist es, dadurch Vorläufer und Kontinuitäten in der Stadtproduktion herauszuarbeiten und mit der „Governance-Brille“ sichtbar zu machen. Hierfür bedient sich die Publikation politikwissenschaftlicher Konzepte und geschichtswissenschaftlicher Methoden und stellt die Beträge in den...

Buchrezension: “Leben zwischen Häusern – Konzepte für den öffentlichen Raum”, von Jan Gehl

Genaugenommen ist das Buch “Leben zwischen Häusern“ ein Manifest. Ein Manifest gegen die unbedachte Modernisierung der Städte, die Ideologien folgt, jedoch bei all den neuen Erkenntnissen über zeitgemäßes Wohnen die Bewohner vergisst. Architektur und Planung, das wird bei Jan Gehl deutlich, haben nicht nur einen Auftrag, sondern auch Verantwortung. Und genau um diese geht es ihm. Der dänische Architekt und Planer beschäftigt sich in seiner Arbeit besonders mit den grundlegenden Bedürfnissen der Menschen an die Planung von Stadträumen. Dabei legt er den Fokus auf den Fuß- und Radverkehr, der eine zentrale Rolle in der Gestaltung kommunikativer Räume einnimmt. Er fordert...

Buchrezension: “Urban Constellations”, herausgegeben von Matthew Gandy

Wie nähert man sich einer Stadt, die, wie Ruth Glass es beschreibt, zu weitläufig, zu komplex, zu gegensätzlich und zu stimmungsvoll ist, um als Ganzes erkannt und gesehen zu werden? Matthew Gandy, Geographieprofessor am UCL - University College in London und zwischen 2005 und 2011 Direktor des dort ansässigen Urban Laboratory bietet im kürzlich von ihm herausgegebenen Buch „Urban Constellations“, eine überraschende Herangehensweise an. Der Stil der Publikation ist denkbar ungewöhnlich: Im Rekurs auf Walter Benjamins Gebrauch des Begriffs der Konstellation im Sinne einer Möglichkeit scheinbar disparate Elemente in einem historisch und intellektuell fassbaren Schema abbilden zu können, wurden Texte...

Buchrezension: »Kreuzberg kocht. Portraits – Interviews – Rezepte«

Charakteristischerweise umfassen Kochbücher Auflistungen von Zutaten sowie Rezepturen, bisweilen ergänzt um praktische Küchentipps oder nützliche Nahrungsmittelkunde. Einige offerieren sogar einen Hauch von Kulturmediation, indem etwa Bände zu regionaler Küche neben dem Kulinarischen mehr oder minder Erhellendes über Land und Leute vermitteln. Doch: »Kreuzberg kocht«, so der Titel der Neuerscheinung, die der Verlag Edition Berliner Büchertisch Ende November 2011 publizierte, will „kein Kochbuch im eigentlichen Sinne“ sein, obschon nüchtern betrachtet einige der oben angeführten Ingredienzen ebenso enthalten sind. Die drei Herausgeberinnen, Ana Lichtwer, Anna Schroll sowie Cornelia Temesvári, verfolgen vielmehr die Intention, Menschen „Mut zu geben, ihr Leben selbst in die...

Rezension: Koyaanisqatsi

Koyaanisqatsi ist ein außergewöhnlicher Film. Dieses Meisterwerk von Godfrey Reggio aus dem Jahr 1982 hat Spielfilmlänge und doch wird kein einziges Wort gesprochen. Der Film besteht ausschließlich aus Bildsequenzen, die sich assoziativ zu einer Kritik am modernen Lebensstil der westlichen Gesellschaft zusammenfügen. Die Bildsequenzen sind zur brillanten Musik von Philip Glass montiert. Der Film beginnt und endet mit dem Start einer Rakete - dem ultimativen Symbol für Technologie, um dann die Weiten einer Wüstenlandschaft zu zeigen. Im Kern des Films stehen allerdings Stadtansichten bzw. Ansichten des städtischen Lebens. (mehr …)

Buchrezension: “Eigensinnige Geographien” von Bastian Lange und Malte Bergmann

Wir stecken mittendrin in einem Beteiligungspluralismus, der nicht nur viele mehr oder weniger brauchbare Beteiligungsformate produziert, sondern auch die Themen, über die Beteiligt werden soll, so weit herunterbricht, dass der übergeordnete (Gemein-)Sinn weder sichtbar noch spürbar wird. Anstatt dieser Tatsache mit einer Beteiligung zu begegnen, die von vorne herein weder thematisch, noch inhaltlich, noch räumlich begrenzt ist, ihren diesbezüglichen Zuschnitt erst im Feld findet, werden munter weiter Abgrenzungen geschaffen, die Beteiligende wie zu Beteiligende unnötig einengen und somit die Ergebnisse verzerren. Dabei ist spätestens seit den Auseinandersetzungen um den Stuttgarter Bahnhof, das Hamburger Gängeviertel und dem Flugroutenstreit am Flughafen BBI...

Buchrezension: “Dichte” von Nikolai Roskamm

Im Nachdenken darüber, was im Alltag unter Dichte verstanden wird, kommt man zu unterschiedlichen Ergebnissen. Manch einer denkt an den Physikunterricht und die dort gebräuchliche Dichtedefinition, ein anderer vielleicht an die Bevölkerungsdichte des Erdkundeunterrichts und der Städtebauer sicherlich an die bauliche Dichte seines Entwurfs. Dies alles sind legitime Zugänge, die sich im Rahmen der jeweiligen Disziplinen entwickelt haben und deren Verwendung sich über die Jahre bewährt hat. Gerade im Städtebau sind Art und Maß der baulichen Nutzung durch die Baunutzungsverordnung zu zentralen Stellschrauben geworden, anhand derer die Entwicklung der Städte strukturiert und geordnet werden soll. Nur selten wird dieser Alltagsgebrauch...