Drei Traditionsläden verabschieden sich 2021 aus den Kiezen Berlins. In Schmargendorf kapituliert der seit 1919 existierende „Utermarck“-Schreibwarenladen in der Breiten Straße 24, nachdem Inhaber Martin Herrmann wegen einer benachbarten, sehr geduldigen Baustelle zu hohe Umsatzeinbußen zu verbuchen hatte. Sie riegelte der Papeterie, einer alten, ehrwürdigen Dame gleich (es ist doch nicht McPaper!) einfach den Publikumsverkehr ab. Aus die Maus. Die Klagen Herrmanns vor dem Landgericht halfen nichts. Ein Verlust. Auch die Klagen des Kreuzberger Buchhändlers Thorsten Willenbrock vor dem von der Presse belagerten Gerichtsgebäude in Moabit führten nicht dazu, dass sein „Kisch & Co.“ in der Oranienstraße 25 bleiben durfte. Nach 24 Jahren packte er im August den Kultladen ein, während vor der Tür seine Anhänger protestierten. Wie vom Himmel fällt durch den Presseregen das Angebot von der Deutschen Wohnen herab, nur sieben Hausnummern weiter, in der Oranienstraße 32 neue Räume anzumieten. Willenbrock nimmt es an und gibt die Bücher in die Hände eines berühmt berüchtigten Immobilienriesen, den ein gleichnamiger Volksentscheid („Deutsche Wohnen & Co. enteignen“) zu entmachten beabsichtigt. Ein Teilerfolg.

Einen Sieg auf ganzer Linie erringt dagegen das knapp 30 Jahre alte Blumencafé in der Schönhauser Allee 127a in Prenzlauer Berg. Im März geht der jahrelange Mietstreit zwischen dem Hamburger Eigentümer und dem Cafébetreiber Michael Schaarschmidt zu Ende. Die Blumen bleiben. Die legendären, im Laden laut krächzenden Aras, Arno und Charly, damit auch. Müssen die Papageien nur noch gut durch die Pandemie kommen. Denn von dieser Front, der Coronafront, gibt es auch für das aus diesem Grunde geschlossene Blumencafé keine guten Nachrichten. Und das gilt ja bekanntlich für alle Berliner Einzelhandelsgeschäfte.