Auf dem Gelände zwischen Bundespressekonferenz und Paul-Löbe-Haus ist jeden Tag Weltfriedenstag, nicht nur am 1. September. Denn dort steht Ben Wagins „Parlament der Bäume“ (1990), das gepflanzte Abbild einer nach Reflexion und Kommunikation verfassten Gesellschaft. Die Bäume, so Wagin, reden ja miteinander. Dreieinhalb Jahre nachdem sein „Parlament“ samt Bäumen und Berliner Mauer unter Denkmalschutz gestellt worden ist, stirbt der Berliner Aktionskünstler und Naturaktivist im Alter von 91 Jahren im Juli. Zum Weltfriedenstag, es ist ein Mittwoch dieses Jahr, findet eine spätsommerliche Trauerfeier mit etwa 100 Personen statt. Es scheint die Sonne. Es gibt Kaffee, einen Film und Reden. Die Bäume schweigen an dem Tag, beamen die Besucher in die Atmosphäre eines familiären Gartenfests. Gießkannen, geklettert auf Kronen, Schläuche, hängend an den Stämmen, und Schulranzen liegen im Gras. So sprechen sie doch durch die Kunst, sprechen durch den Toten, Ben Wagin: Um uns kümmern sich jetzt die Grundschüler vom Neuen Tor, lautet eine seiner letzten Botschaften. Sie tun es wirklich. Ein Bildungsprojekt. Vielleicht hat Ben Wagin noch die folgende Botschaft vernommen, kurz bevor er starb: Seit Juni betreut die Stiftung Berliner Mauer das „Parlament der Bäume“. Weniger diese: Claudia Roth (Grüne) ist nach dem Regierungswechsel die neue Staatsministerin für Kultur und Medien, die in ihrer Rolle Wagins Frieden finanziell unterstützt. Alles im grünen Bereich also, zwischen Bundeskonferenz und Löbe-Haus.