Die Berliner Wohnungskrise liest sich gerade in diesem Jahr wie ein Krimi. Um die Obdachlosigkeit in der Stadt bis zum Jahr 2030 zu beenden, schlägt Ex-Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) im Januar einen Masterplan vor, der allerdings nicht mehr vor den Abgeordnetenhauswahlen im September erarbeitet und beschlossen werden kann. Im April erklärt das Bundesverfassungsgericht zwar den Mietendeckel für nichtig, aber im selben Monat sammelt die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ nach zwei Monaten 130.000 Unterschriften, um schließlich im Juni, nach zwei weiteren Monaten, insgesamt 349.658 Unterschriften der Senatsinnenverwaltung zu übergeben. Der mit der Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl synchronisierte Volksentscheid findet somit am 26. September statt. Ergebnis: Mehr als 57 Prozent der Wählenden stimmen mit Ja. Ein Meilenstein für die Initiative. Er wird nur durch den kurz darauf erfolgten Super-Gau der Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen beiseite gerollt; immerhin entsteht durch die Übernahme der größte private Wohnungskonzern in Europa.
Im Lichte dieses aufgehenden Herbststerns findet wie ein Fanal die Räumung der im Bezirk Mitte gelegenen „Köpi“ statt. Berlin hat einen Wagenplatz weniger. Und Berlin bekommt im November noch einen weiteren Dämpfer, als das Bundesverwaltungsgericht das in der Stadt offensiv praktizierte Vorkaufsrecht kippt. Der scheidende Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke) spricht von einer „Katastrophe“ für den Milieuschutz in Berlin. Und diese könnte sich fortsetzen in einer Schlappe der Expertenkommission, die nach dem erfolgreichen Volksentscheid nun in 100 Tagen prüfen soll, wie er umsetzbar ist. Es klingt, als fahre sich eine Karre (beladen mit mehr als 240.000 Berliner Wohnungen) im Dreck fest.