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In Lichtenberg, einem Bezirk im Osten von Berlin, ist in den letzten Jahren nahezu unbemerkt das Dong Xuan Center, der größte Asiamarkt der Stadt entstanden. Das Center ist weit mehr als ein Ort des Handels, vielmehr avancierte es in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Orte für vietnamesisches Leben und Kultur in Berlin. Es befindet sich nördlich der Herzbergstraße auf einem Teil des sogenannten „Handelsdreiecks“, eines riesigen und weitgehend brach gefallenen Industriegeländes, das vor 1989 u.a. das zentrale Großhandels- und Auslieferungslager der Hauptstadt der DDR beherbergt hatte. Wer die Herzbergstraße entlang geht, läuft Gefahr das Center zu übersehen. Einziges Indiz sind die an der Tram-Haltestelle in großer Zahl ein- und aussteigenden AsiatInnen. Der Zugang zum Gelände führt durch eine enge Einfahrt zwischen leer stehenden und mit Graffitis bedeckten Fabrikgebäuden. Optisch ist das Center von einer „Frühlingswiese“ (vietn. Dong Xuan) weit entfernt, aber das passt zur relativen Unsichtbarkeit der migrantischen Wirtschaftsräume in Berlin. In der Stadt leben mehr Personen mit Migrationshintergrund als in den Neuen Ländern zusammengenommen, dennoch hat sich bisher keine räumliche Repräsentanz herausgebildet, die von ihrer Ausstrahlung an weltweit bekannte Quartiere wie „Little Italy“ etc. erinnert. Die Kulturschaffenden der Stadt arbeiten zwar daran diese Aufmerksamkeitslücke zu schließen – so war das Dong Xuan Center u. a. ein Ziel der „große Geld oder Leben Tour“ 2009, veranstaltet von einem deutsch-türkischen Kulturprojekt aus Berlin Kreuzberg. Dennoch ist das Thema „räumliche Repräsentationen von ethnischen Gruppen“ in der stadtpolitischen Wahrnehmung bisher eher gering vertreten.

(Auszug aus dem Artikel)

Benjamin Kasten, Ricarda Pätzold und Nikolai Roskamm haben in der gerade erschienenen 43. Ausgabe der Zeitschrift dérive sich näher mit dem Dong Xuan Center auseinandergesetzt.