Foto feita por Francisco Valdean, da agência Imagens do Povo, durante manifestação do dia 10/02 contra a remoção de favelas no Rio. Mais imagens do fotógrafo popular em www.ocotidiano.com.br

Städte lieben Megaevents-  Rio de Janeiro ist schwerverliebt. Die 12 Millionen Stadt am Pão de Açúcar hat ein glückliches Doppellos gezogen. Im Jahr 2014 ist Rio Spielort der Fußball Weltmeisterschaft und nur zwei Jahre später Austragungsort der Olympischen Spiele. Im Zuge der Vorbereitungen auf die beiden internationalen Megaevents erfährt die Stadt massive Veränderungen. Dem stadtplanerischen Handlungsmuster entsprechend werden an die beiden Großereignisse auch großmaßstäbliche Stadtentwicklungsprojekte geknüpft. Das wohl prominenteste Beispiel, der TransCarioca– ein Bus Rapid Transit (BRT) System, sei hier kurz erwähnt. Doch bei all der Euphorie und Freude das Mega-(event)-Los gezogen zu haben, stoßen die damit verbundenen Baumaßnahmen bei der Bevölkerung nicht nur auf Gegenliebe. So hat die geplante Trassenführung des neuen BRT Systems bereits eine Vielzahl kritischer Stimmen hervorgerufen.

Doch im Fokus der stadtweiten Megaevent-Diskussion steht eine kleine Favela namens Vila Autódromo. Zentral gelegen zwischen dem See Jacarepaguá und der städtischen Formel 1 Strecke war die Favela schon mehrmals vom Abriss bedroht. Seit den frühen 90er Jahren sind die Bewohner der Favela unter Beschuss. In der sich rasch entwickelnden Zona Oeste (West zone) der Stadt verlieren immer mehr Favela Bewohner ohne Landrecht ihr zu Hause. Eine Ausnahme war das kleine Vila Autódromo. Die Anwohner, der nicht von Drogenclans kontrollierten Favela, organisierten sich von Anfang an, um Gehör bei der Verwaltung und der Öffentlichkeit zu finden. 1994 gelang ihnen der Durchbruch und sie bekamen ein 40jähriges Wohnrecht. Doch nun gibt es ein Problem. Laut dem Olympischen Masterplan liegt an der malerischen Stelle am See nun ein ganz anderes Dorf- nämlich das Olympische.

Vila Autódromo favela faces removal for Olympic Park construction, Rio de Janeiro, Brazil News

Vogelperspektive auf die Favela

Die lokale Anwohnervertretung hat die letzten Jahre vergebens für einen Alternativstandort des Olympischen Dorfes plädiert. Wie schon vor einigen Jahren hofften die Aktivisten die über Nacht angerückten Bulldozer vor dem Vollzug zu hindern- doch Olympia scheint eine Nummer zu groß. Von einer Sicherheitszone zu den Olympischen Anlagen ist nun die Rede. Das Favelas geräumt werden ist in Rio nicht neu und dass dies im Zuge von Großevents passiert auch nicht. Allein in Beijing wurden für die Olympischen Spiele ca. 1,5 Millionen Leute umgesiedelt und große Teile der traditionellen Hutong-Häuser abgerissen.

Brisant ist jedoch, dass die Fläche der Favela in einem Public-Private-Partnership (PPP) entwickelt werden soll. Dieses sieht vor, dass ein Investor das Olympische Dorf baut und anschließend das Recht erhält die Flächen zu vermarkten. Die Anwohner sollen weichen. Ob dabei der vom brasilianischen Gesetz vorgesehene Umsiedlungsradius von 7km eingehalten wird ist wohl fraglich. Die Stadt kann sich bereits Gewinner nennen, ihrem PPP-Partner hat sie einige günstige Umsiedlungsflächen in Randlagen gekauft.

http://www.rio-de-janeiro-travel-information.com/images/rio-2016-olympic-village.jpg

Neues Olympisches Dorf am See.

Bewohner, Aktivisten und lokale Stadtplaner hatten gehofft, dass man die Olympischen Spiele nutzt, um die „verlorenen“ Stadtteile wieder in die Stadt zu integrieren. In den Vierteln mangelt es meist schon an einem Minimum der städtischen Infrastruktur und den damit verbundenen Leistungen, ein Vakuum, das oft von Drogenclans gefüllt wurde. Nachdem feststand, dass Rio Gastgeber der beiden Großevents sein wird, wurden medienwirksam Panzer in die Favelas geschickt. Was folgte waren Leuchtturmprojekte, wie die Eröffnung einer Sportschule in einer Favela. Doch eine weiträumige Einbettung in der Olympia Strategie der Stadt und eine Benchmark für kommende Veranstaltungen in BRIC-Städten zu schaffen wurde versäumt.  Für Bewohner in der Nähe von Olympischen Anlagen folgt nun oftmals die Verdrängung zum Stadtrand. Minha Casa, minha Vida (mein Haus, mein Leben) das erfolgreiche staatliche Wohnungsbauprogramm wird den Umgesiedelten wohl ein neues zu Hause geben, doch werden die Leute unweigerlich aus ihrem sozialen Netzwerk gerissen, was für die meisten auch ein beruflichen Neustart erfordert.  2013 soll Schluss sein in am Jacarepaguá – dann rücken in Vila Autódromo die Bulldozer an.

fotos: renajorp.net; virus Planetario; rio-de-janeiro-travel-information.com