Es ist ein Reflex der Großstadt: In Krisenzeiten holt Berlin seine Großstrukturen heraus. Das war in der Flüchtlingskrise von 2015 so und es ist im Pandemiejahr 2021 so. Nacheinander poppen in der Stadt sechs Impfzentren auf. Noch vor Neujahr macht die Arena in Treptow den Anfang. Im Januar und Februar folgen das Erika-Heß-Stadion in Wedding, die Messe in Charlottenburg, der Flughafen Tegel in Reinickendorf, das Velodrom in Friedrichshain und – im März – das Flughafengebäude in Tempelhof. Was für Metamorphosen! Ob Konzerthalle, Radrennbahn oder Terminal: Die Architekturen synchronisieren sich zu einem Zweck. Aber zu kurz währt der Moment. Im Juli schließt schon Tempelhof, nach 175.000 Impfungen. Da waren’s nur noch fünf. Mitte August macht es das Velodrom genauso und verbucht nach sechs Monaten 250.000 Injektionen. Da waren’s nur noch vier. Ende desselben Monats hören auch das Erika-Heß-Stadion (260.000 Impfungen) und die Arena (600.000) auf, Impfstellen zu sein. Da waren’s nur noch zwei. Messe, Tegel. Sommerflaute, Herbstwelle…

Und im Osten kein Zentrum. Das Velodrom macht bei der vierten Welle nun nicht mit. Trabrennbahn statt Radrennbahn, heißt die Lösung für den Berliner Osten, wenngleich ein neuer Typ Großstruktur dazu gekommen ist: das Einkaufszentrum. Mit dem Alexa in Mitte, dem Ringcenter in Friedrichshain, dem Linden-Center in Lichtenberg und dem Freizeitforum Marzahn sind’s im neuen Winter immerhin sieben Impfzentren in der Corona-Krise