Adventskalender 2021 Franke Spandau Siemenstadt

Hinterm Horizont ist die Siemensstadt in der Siemensstadt gebaut. Der Weg dorthin ist lang, und die Entwicklung der 70 Hektar Fläche und 600 Millionen Euro Investitionen bis zum Jahr 2030 führt über zehn Meilensteine. Nachdem im letzten Jahr der Masterplan vorgestellt wurde und 2022 mit dem Umbau der Versandhalle des Dynamowerks der Bau beginnt, hat sich das Industrieunternehmen im März dieses Jahres zunächst einmal einen scheinbar gemütlichen Zahlendreher geleistet. Der Innovationscampus Siemensstadt 2.0 heißt jetzt Siemensstadt2 („hoch zwei“ oder „zum Quadrat“). Ausgesprochen „Siemensstadt Square“, spielt der aufpolierte Zusatz auf den nördlich der Spandauer Nonnendammallee geplanten Stadtplatz an. Das Werksgelände in Spandau will sich ja der Stadt öffnen, sich mischen, anreichern mit Kitas, einer Schule, einem Hotel, studentischem Wohnen und Wohnungen (2.750) überhaupt. Bezifferte Titulierungen wie diese sind in Berlin allerdings mit Vorsicht zu genießen. Im Bezirk Lichtenberg ist ein „Square“-Vorhaben mit vermeintlich magnifizierendem Ziffernelement schon mal gescheitert. Das mehrfach prämierte Städtebauprojekt von Dirk Moritz auf dem Sportforum Hohenschönhausen trug sogar ein „hoch drei“ oder „Kubik“ im Namen. Sollte wohl durch die Decke gehen, hat aber nichts genützt. Ein Siegerpodest in Form von drei Hochhäusern symbolisierend war es in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, womöglich wegen einer geplanten Schule im zehnten Stock, nicht beliebt und ist seit 2016 Schnee von gestern. Ein Dahinschmelzen der Siemensstadt in der Siemensstadt lässt dann aber einen weiteren 2021 erreichten Meilenstein unvorstellbar erscheinen: Im Roten Rathaus wurde im August der städtebauliche Rahmenvertrag unterzeichnet. Und Verträge schaffen Vertrauen.