Dem Namen nach dürften die Kleingartenkolonien „Treue Seele“ und „Freiheit“ das Hochhaus begrüßen. Denn der neue „Estrel-Tower“ ist ja mit Ekkehard (81) und Maxim (30) Streletzki ein generationsübergreifendes Familienprojekt. Mit angepeilten 176 Metern Höhe genießt der Entwurf der Architekten Barkow/Leibinger zudem eine Freiheit oder besser gesagt, einen Segen, der bisher keinem Gebäude in Berlin erteilt wurde. Der Langhof-Tower auf dem Hardenbergplatz (209 Meter) ist eine Vision geblieben, und die Kollhoff-Plan-Türme vom Alexanderplatz wurden von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher von 150 Metern auf 130 Meter gestutzt. An der Sonnenallee in Neukölln stutzt niemand. Die Lage verdient das Hochhaus, ein Tor des Südostens, für welches im November der Baustart gefeiert wurde. Die S-Bahn, die Autobahn, der BER sind die augenfälligsten Verbindungen. Unscheinbar dagegen existieren der nahe Mauerweg und der Neuköllner Schifffahrtskanal. Beide Infrastrukturen besitzen alternatives Entwicklungspotenzial. Gerade der Kanal mit seinem (Dreck-)Wasser und dem exotischen Estrel-Schiffsanleger wird von dem Turmbau profitieren. Ein Park entsteht dahinter. Die Realität der Lage ist ja bis dato auch, dass sich altes und neues Hotelgebäude (beide werden mit einem Tunnel verbunden) in einem Gewerbegebiet befinden. Fenster-Fiedler und Pumpen-Lehmann grüßen vom anderen Ufer. Und alle Touristen, die vom Hotel aus die Fahrgastschiffe besteigen, müssen als Auftakt zu den Sehenswürdigkeiten der Innenstadt erst einmal am Schrottplatz vorbei. Estrel kündigt an, das Hochhaus im Dezember 2024 zu eröffnen. Klingt nach einem Nikolaus- oder Weihnachtsgeschenk.