Adventskalender 2021 Friedrichshain-Kreuzberg

Um die Defizite des Stadtquartiers am Mehringplatz von A bis Z aufzusammeln, genügt die Lektüre eines einzigen Presseberichts. Die Liste urbaner Unvollkommenheiten liest sich wie ein Versagen, das nicht aufzuhalten ist: Arbeitslosigkeit, Baustellen, Dealer, Kinderarmut, Ratten, Schimmel, Transferabhängigkeit, Überfälle. Über Kreuzbergs „offene Wunde“ (Berliner Morgenpost, 23. Februar) zieht von März bis August aber auch ein Stern hinweg, den die Fachwelt ins Visier zu nehmen weiß. Zum hundertsten Geburtstag des Architekten, Stadtplaners und Ex-Senatsbaudirektors Werner Düttmann (1921–1983) veranstalten das Brücke-Museum aus Berlin-Dahlem (ein Bau Düttmanns) und die Zeitschrift ARCH+ Stadtspaziergänge, die quer durch die südliche Friedrichstadt verlaufen. Hüfthohe Großtafeln mit Infos zur Baugeschichte stehen an den Häusern, aufklappbar wie überdimensionierte Karteikarten. QR-Codes verlinken zu mehr Infos auf der Ausstellungswebsite, wo Video-Portraits Einblicke ins Innere der Wohnungen geben – mit den Menschen, die in ihnen leben (und arbeiten): Emilia, Linda, Margareta, Marte und Susanne schwärmen von Lieblingsecken, Doppelbelichtungen oder Wendeltreppen mit eigenständiger Raumqualität. Düttmanns Mehringplatz leuchtet von innen, auch wenn alles Licht von draußen kommt. Das wird auch der Fall sein in der Schimmelwohnung. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft HOWOGE hat im Februar 372 Wohnungen von einem privaten, passiven Vorbesitzer gekauft und saniert sie jetzt.