Ein Beitrag von Frank Schmitz und Ralf Liptau von der Initiative Kerberos

IMG_7978Mit der Aufnahme von sieben U-Bahnhöfen der Linie 7 in die Denkmalliste (vgl. Beitrag von Verena Pfeiffer-Kloss) hat Berlins Kultursenator Klaus Lederer einen Teil der Forderungen umgesetzt, die wir als Initiative „Kerberos“ im vergangenen Jahr formuliert hatten. Sieben U-Bahnhöfe aus den 1980er-Jahren sind damit vor der zerstörenden Umbauwut der BVG-Bauabteilung geschützt. Das Presseecho ist äußerst positiv, unter anderem berichteten die Berliner Zeitung, die Berliner Morgenpost, der Tagesspiegel, die Deutsche Welle und der RBB.

Die Unterschutzstellung der postmodernen Bahnhöfe in Spandau ist allerdings nur ein Etappensieg. Auf der Pressekonferenz am 28. März kündigte Landeskonservator Jörg Haspel an, dass die Aufnahme weiterer U-Bahnhöfe der Nachkriegszeit in die Berliner Denkmalliste derzeit vorbereitet wird – was wir als Initiative natürlich begrüßen und nachdrücklich fordern. Denn trotz der Unterstützung unserer Kritik durch die Architekturgeschichtsprofessor_innen aller vier Berliner Universitäten, durch Kultursenator Klaus Lederer, die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die Berliner Architektenkammer und den Bund Deutscher Architekten Berlin (BDA) haben die Berliner Verkehrsbetriebe bisher keinerlei Willen zur inhaltlichen Auseinandersetzung gezeigt. Ein behutsamer Umgang mit der historischen Bausubstanz ist ganz offensichtlich nur unter Zwang – also durch den Denkmalschutz – zu erreichen.

Bisher stehen insgesamt 88 Berliner U-Bahnhöfe unter Schutz, der übergroße Teil davon stammt aus den Vorkriegsjahren. Um die historische „Lücke“ zwischen diesen frühen Stationen und den frisch geschützten Bahnhöfen aus den 80er-Jahren zu schließen, müssen jetzt dringend Stationen aus den 1960er- und 70er-Jahren geschützt werden. Auch die wenigen zur DDR-Zeit entstandenen U-Bahnhöfe auf der U-Bahnlinie 5 sind bisher nicht gelistet.

Darüber hinaus bleibt es unumgänglich, dass die BVG ihre Umbaupraxis grundlegend revidiert. Denn auch die nicht geschützten Bahnhöfe verdienen Respekt bei der Sanierung. In einem Brief an Senatsbaudirektorin Regula Lüscher und die Berliner Verkehrsbetriebe fordert auch der Vorstand des BDA einen behutsamen Umgang mit dem infrastrukturellen Erbe Berlins. Der Architektenverband bietet seine Unterstützung bei der Gründung eines Beratergremiums an, das der BVG bei der Sanierung der U-Bahnhöfe zur Seite stehen soll. Die Einrichtung dieses Gremiums hat Senatsbaudirektorin Regula Lüscher mit der BVG schon im vergangenen Jahr verabredet – passiert ist bisher allerdings nichts.

Die aktuellen Unterschutzstellungen sind ein hoffnungsvoller Schritt und ein politisches Signal: Der Koalitionsvertrag des neuen Senats kündigt einen behutsamen Umgang mit dem infrastrukturellen Erbe Berlins an, wobei landeseigene Unternehmen eine besondere Vorbildrolle einnehmen sollen. Im Umgang mit den U-Bahnhöfen der Nachkriegsmoderne könnte damit eine Trendwende vollzogen sein, die einzigartigen Stationen dauerhaft als Identifikationsorte zu bewahren.