Wolfgang Raudas Theorie zum nachkriegsmodernen Städtebau
von Stefanie Brünenberg.

Bei Urbanophil ist ab sofort das Buch »Stadtbaukunst zwischen Tradition und Moderne« von Stefanie Brünenberg erhältlich. Ein neues Puzzleteil in der Geschichte der Stadtbaukunst und zugleich die Biografie eines politisch streitbaren Architekten, der in vier politischen Systemen wirkte, beinahe unbemerkt blieb und dennoch Spuren hinterließ. Wolfgang Rauda – eine typische Architektenbiografie ihrer Zeit?

Der Dresdner Architekt Wolfgang Rauda (1907–1971) konnte in der Nachkriegsmoderne nur schwer Fuß fassen. Sowohl in der DDR als auch, nach seiner Flucht, in der BRD nahm er mit seiner architektonischen Haltung zwischen Tradition und Moderne eine konfliktreiche Position ein. In den 1920er Jahren traditionalistisch in der Stuttgarter Schule ausgebildet und aufstrebender Architekt im Nationalsozialismus schuf er mit seinen theoretischen wie praktischen Arbeiten in Ost und West ein bislang wenig beachtetes Konzept einer Stadtbaukunst, mit dem er Tradition und Moderne verbinden wollte. Damals wenig beachtet lässt Rauda aus heutiger Sicht bereits Prinzipien der späteren Post­moderne erahnen: vom städtebaulichen Leitbild der „Kritischen Rekonstruktion“ bis hin zur architektonischen Rekon­struktion.

Stadtbaukunst Brünenberg Rauda Toronto
Wolfgang Rauda: Toronto, 1971. © Nachlass W. Rauda

Wolfgang Rauda: Bodelschwinghkirche, Hannover, 1962 © Stefanie Brünenberg
Titelblatt der Publikation Wolfgang Raudas aus dem Jahr 1957, die gleichzeitig in der DDR und der Bundesrepublik erschien.

Die Architekturhistorikerin Stefanie Brünenberg analysiert Raudas Schriften und stellt diese in den Kontext der großen Klassiker der theoretischen Stadtbaukunst. Von Camillo Sitte über den Richtungsstreit zwischen Tradition und Moderne in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Wiederaufbau in Frankfurt am Main. Rauda entwarf eine Idee des Städtebaus nach “raumkulturellen” Grundsätzen, die er in seinen Arbeiten umsetzte: Kirchen, Schulen, Verwaltungsbauten und zahlreiche städtebauliche Analysen und Pläne entstammen seiner Feder. Immer mit Fokus auf die lokalen Spezifika und zugleich stets in Beobachtung der internationalen Entwicklungen, über weltpolitische Grenzen hinweg.

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