“Und dann kommt man durch die Toreinfahrt und steht in einer ganz vulgären Shoppingmall. (…) Das ist die große Enttäuschung bei dieser Art Fassadenkonstruktion. (…) Und das Fatale ist, dass das Schloss auch eine Rückseite hat. Und die Architektur von Grazioli und Muthesius, zwei Berliner Architekten, für den Neubau ist schlechtweg ein Skandal zu nennen. Die Glaskiste von ihrer Rückseite ist vollkommen anti-urban, da will kein Mensch entlanglaufen, da gibt es auch keine Öffnung, und das finde ich richtig ärgerlich. Dass man so eine schöne Vorderfront hat, die Spaß macht, und dann so eine indiskutable Rückseite.”

(Architekturkritiker N. Bernau im Interview des Deutschlandradio Kultur)

Anschließend an unseren vorangegangenen Beitrag zum Wiederaufbau des Schlosses in Braunschweig, hier noch der Hinweis auf zwei interessante Beiträge im Deutschlandradio Kultur, die sich mit dem Braunschweiger Schlossaufbau beschäftigen. Zum einen das Interview mit dem Architekturkritiker Nikolaus Bernau, der zwar die Qualität des Wiederaufbau lobt (“Es ist eine wirklich hervorragende Rekonstruktion!”), aber gleichzeitig kritisch den Neubau bewertet.

Und er macht deutlich, wie ein solcher Wiederaufbau auch Spiegelbild des sozialen Wandels ist – der Abriss des originalen Schlosses durch die Arbeiterschaft geprägte Stadtpolitik und die jetzige Wiedererstarkung des Bürgerschicht, welche die Schlossfassade rekonstruiert. Und gleichzeitig weist er darauf hin, dass das “nichts mit Denkmalpflege zu tun hat”, wie immer wieder fälschlicher Weise behauptet wird.

Der zweite Beitrag beleuchtet kurz die Geschichte der Rekonstrution. Wobei man hoffen muss, dass dieses Projekt nicht noch in hundert Jahren als eines der “ganz bedeutenden Ereignisse in der Geschichte unserer Stadt Braunschweig” zählen wird, wie Oberbürgermeister Gert Hoffmann sagte. Man wünscht der Stadt spannendere, innovativere, nicht so “anti-urbane” und kreativere Ereignisse. Viel Glück!