Ein Skizzenbuch aus dem 16. Jahrhundert trifft auf kein Fotobuch aus dem 21. Jahrhundert. Am 1. August, wenn in Rom der Monat des Ferragosto – der Hochsommer – beginnt, laden das Kupferstichkabinett und Urbanophil zu einer Begegnung zweier unterschiedlicher Romrezeptionen ein.

Vor Maarten van Heemskercks Zeichnungen aus dem beginnenden 16. Jahrhundert sprechen die Kuratorin der Ausstellung „Faszination Rom“, Dr. Christien Melzer, Kupferstichkabinett, und die Kunsthistorikerin Kerstin Stamm — Autorin des bei Urbanophil erschienenen Buches Ferragosto. Das ist kein Fotobuch — über verschiedene Gründe für die Faszination Roms; darüber, wie Kunst- und Kulturgeschichte unsere Vorstellungen von Rom prägen und über die, wie Kerstin Stamm es empfindet, (Un-)Möglichkeit, sich ein wirklich eigenes Bild von der ewigen Stadt zu machen.
Faszination Rom. Die Ausstellung
Die Veranstaltung findet statt im Rahmen der Ausstellung Faszination Rom. Maarten van Heemskerck zeichnet die Stadt, die das Kupferstichkabinett Berlin noch bis zum 4. August zeigt. Zu sehen sind unter anderem Zeichnungen aus dem querformatigen Skizzenbuch, das der niederländische Maler Maarten van Heemskerck (1498–1574) zwischen 1532 und 1536/37 in Rom angefertigt hat. Van Heemskercks Romreise fand statt, lange bevor es zum guten Ton gehörte, eine Bildungsreise nach Rom zu unternehmen. Zu einer Zeit, in der Rom mehr eine Ruinenstadt war als der schillernden Antikenmetropole glich, als die wir es uns heute vorstellen.
Als erster Künstler zeichnete van Heemskerck das damals verwilderte Forum Romanum, die Kaiserforen und Thermen, das Kolosseum oder die Denkmale auf dem Palatin und dem Quirinal. Er zeichnete bei seinen Spaziergängen durch die Stadt, bei seinen Besuchen in Kunstsammlungen, Antikengärten und heiligen Stätten. Mit großer Sorgfalt hielt der Maler auf Veduten und Detailstudien die römische Topografie dieser Jahre fest. Was er mitbrachte in den Norden Europas, war prägend für die Romrezeption vieler zeitgenössischer und späterer Künstler:innen.
Ferragosto. Das Buch
Die Kunsthistorikerin Kerstin Stamm verbrachte im 21. Jahrhundert ein Jahr in Rom und nahm die Stadt auf ihre Weise wahr. Der Hochsommermonat Ferragosto, in dem Rom heiß, leer, gleißend ist, war für Kerstin Stamm besonders faszinierend. Sie fertigte 31 Fotografien an, eine für jeden Tag des Monats. Diese sind 2024 bei Urbanophil in einem hochformatigen Buch erschienen: Ferragosto. Das ist kein Fotobuch.
Begegnungen. Die Veranstaltung
Die Tandem-Führung findet am 1. August 2024 um 17 Uhr im Kupferstichkabinett am Kulturforum Berlin statt. Anschließend lädt Urbanophil zu einem Apéro im Freien auf dem Kulturforum ein. Für die Teilnahme an der Führung ist eine Anmeldung erforderlich.