Die Initiative Schlossaneignung fordert mit einer Petition an den Deutschen Bundestag, die mit dem Nachbau der Berliner Schlossfassaden erfolgte Geschichtsverzerrung zu beenden.

Spender der Südfassade der Schlossrekonstruktion (Bild: Initiative Schlossaneignung, 2024)
Spender der Südfassade der Schlossrekonstruktion (Bild: Initiative Schlossaneignung, 2024)

Seit dem Abriss des Palasts der Republik wird in der Berliner Mitte die Schaufassade des preußischen Königshauses und des Deutschen Reichs präsentiert. Dies ist einseitig und verherrlicht die preußische Geschichte, denn das Schloss stand immer auch für das koloniale Expansionsbestreben Preußens und des Deutschen Kaiserreichs, auch innerhalb Europas. Gleichzeitig steht es wie kaum ein anderer Ort für die Deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts: Für die Revolution von 1918, die Zeit der Weimarer Republik, des Zweiten Weltkriegs, der Deutschen Teilung und der DDR, aber auch der friedlichen Wiedervereinigung und der kulturellen Aneignung des Baus.

Spender für den reknostruierten Schlüterhof (Bild: Initiative Schlossaneignung, 2024)

Die Initiative Schlossaneignung, ins Leben gerufen unter anderen von Kristin Feireis, Anh-Linh Ngo, Philipp Oswalt oder Fred Plassmann, fordert, die Vielschichtigkeit der historischen Spuren mit künstlerischen Mitteln in die Fassaden des Humboldtforums einzuschreiben und sie damit wieder am Ort anschaulich zu machen. So soll auch der Instrumentalisierung des Projektes durch rechtsradikale Kreise der Boden entzogen werden, die von Anfang an für den „originalgetreuen“ Wiederaufbau geworben und gespendet haben.

Die Forderungen der Petition im Überblick:

  • Unabhängige Prüfung aller Spender der Fassaden des Berliner Schlosses bzgl. rechtsradikaler und antisemitischer Äußerungen
  • Übertragung der Spenden rechtsradikaler, antisemitischer und anonymer Spender an eine antirassistische Initiative
  • temporäre Sichtbarmachung der mit diesen Spenden finanzierten Bauteile Ausschreibung eines künstlerischen Realisierungswettbewerbs zur Brechung der preußenverklärenden Erscheinung des Gebäudes
  • Beendigung der Zusammenarbeit mit dem Förderverein Berliner Schloss

Die Petition kann bis zum 7.11.24 unterzeichnet werden: https://schlossaneignung.de/

Spender für die Rekonstruktion der Westfassade (Bild: Initiative Schlossaneignung, 2024)

Im Sommer hatte die Initiative bereits einen Ideenaufruf gestartet, wie den verdrängten Spuren der Schlossgeschichte künstlerisch Ausdruck verliehen werden könnte. 152 Künstler:innen, Architekt:innen und Gestalter:innen aus sechzehn Ländern haben ihre Arbeiten eingereicht, die ein großes inhaltliches wie gestalterisches Spektrum an Ideen für Interventionen an der Schlossfassade aufzeigen. Aus diesen haben die Jurymitglieder Julia Grosse, Annette Maechtel und Hito Steyerl 21 Arbeiten ausgewählt, die am 10. Oktober 2024 ab 19 Uhr in der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) Berlin von ihren Autor:innen öffentlich präsentiert werden. Eintritt frei.