Bilder via Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Den Verkehrsbauten der Nachkriegsmoderne, insbesondere den auf Stelzen geführten Autostraßen, geht es allernortens an den Kragen: In Halle, Hannover, Düsseldorf und weiteren Städten stehen die Schnellverbindungen mit ihrer eigenartigen, oftmals rauhen Formensprache zur Diskussion. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander, in Halle beispielsweise hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für den Abriss der Hochstraße einsetzt. Dabei konnte man im Mai 2010 sehr schön erleben, wie bei der HOCH-ZEIT die Hallenser Hochstraße neue Eindrücke von und Ausblicke auf die Stadt geben konnte. Auch die Umnutzung derartiger Verkehrsräume oder auch nur die temporäre Nutzung wie bei der A40 im Ruhrgebiet können helfen, die Werte dieser technischen Infrastrukturbauwerke ganz neu zu interpretieren.

Den Düsseldorfern ist der Wert ihres Tausendfüßlers durchaus bewusst, hier hat sich im Gegensatz zu Halle die Initiative “Lott stonn!” gegründet, die sich für den Erhalt dieses Bauwerks ausspricht und gegen die von der Bauverwaltung vorgebrachten Planung des so genannten “Kö-Bogens”, der einen Abriss der Hochtraße impliziert. Dabei wird vor allen Dingen kritisiert, dass die Bauverwaltung die vorgeschlagenen Alternativen kategorisch ablehnt. Diese setzen sich mit dem denmalgeschützten Bauwerk auseinander und beziehen es in die Planung mit ein, denn nicht umsonst wurde es wegen seiner “Leichtigkeit und Eleganz als Zeugnis der Architektur der 60er Jahre” unter Denkmalschutz gestellt. Darüber hinaus gehört

der Tausendfüßler zum Bild der Düsseldorfer Innenstadt. Bebauung und Begrünung haben sich ihm perfekt angepasst. Im Ensemble mit dem Dreischeibenhaus und dem Schauspielhaus ist er ein Markenzeichen der Stadt. (Der Tausenfüßler auf Facebook)

Es wird schon vom “Stuttgart 21 in Düsseldorf” gesprochen, auch die FAZ will den Tausendfüßler retten. Auch wenn die Leitbilder der autogerechten Stadt aus den 1950er und 60er Jahren sehr kritisch gesehen werden, so bleibt der Aufbau funktionierender (Auto)Infrastruktursysteme Ausdruck einer Generation, die nach dem 2. Weltkrieg in der Abkehr des traditionellen Städtebaus auch räumlich einen Wandel hin zu einer offenen und demokratischen Gesellschaft demonstrieren wollte. Die historischen Schichten jahrhundertelanger Stadtentwicklung dürfen durch den unbedachten Abriss eines solchen Bauwerks nicht einfach zerstört werden. Denn was folgt ist meistens eine Verdichtung der Stadträume durch Baustrukturen, die nicht zwangsläufig zu einer besseren Qualität führt. Ein Nachdenken über die Alternativen könnte deshalb durchaus hilfreich sein!