Abb. transcript-Verlag

In ihrem Buch „Das Soziale-Orte-Konzept. Zusammenhalt in einer vulnerablen Gesellschaft“ entwickeln Jens Kersten, Claudia Neu, Berthold Vogel ihre Idee Sozialer Orte aus dem Jahr 2017 weiter und beziehen diese in einer Fallstudie auf aktuelle gesellschaftliche Notwendigkeiten. Neben den Auswirkungen der Coronapandemie sind dies vor allem veränderte Infrastrukturausstattungen sowie damit verbundene Begegnungsorte in ländlichen Räumen.

Grundlage für die Weiterentwicklung des Konzepts Sozialer Orte ist das BMBF-Projekt „Das Soziale-Orte-Konzept. Neue Infrastrukturen für gesellschaftlichen Zusammenhalt“, das von 2017-2020 umgesetzt wurde und in den zwei Landkreisen Saalfeld-Rudolstadt (Thüringen) und Waldeck-Frankenberg (Hessen) erkundete, wie sich Vergemeinschaftung in vielfältigen (ländlichen) Räumen exemplarisch gestaltet. Dabei stellen die Autor*innen jeweils drei Beispiele vor, bei denen sie die Sozialen Orte bewusst nicht nur räumlich verstehen, sondern gerade auch als „regionale Netzwerke und lokale Initiativen, in denen Menschen aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft zusammenkommen, sich engagieren und sich verbinden“ (S. 77). Beispiele hierfür sind die „Zukunftswerkstatt Schwarzatal“, die Initiative „Rudolstadt blüht auf“ oder die Bürgergenossenschaft „Schule Dalwigksthal“. Eingerahmt wird die Fallstudie durch eine allgemeine Reflektionen zum Zusammenhalt in Deutschland sowie der besonderen Situation der ländlichen Räume worauf am Ende des Soziale Orte-Konzept bezogen wird.

Die Fallstudie und die Beispiele aus den Landkreisen sind dabei die eindeutige Stärke des Buches, machen sie doch das Anliegen der Autor*innen sehr deutlich und zeigen sie vor allem den besonderen Kooperationszusammenhang solcherart gemeinschaftlichen Handelns auf. Leider ist dieser Teil sehr kurz und steht in der Länge hinter der Darstellung von gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen und Rahmenbedingungen sehr zurück, die sehr beliebig verschiedene Themen anreißt aber nie konkret auf den Punkt bringt. Gerade dieser Teil ist ein Parforceritt durch soziologische Theorie, Grundgesetz, Stadtumbau, demographischer Wandel und vieles mehr, ohne jedoch ein Thema mehr als kurz und sehr oberflächlich zu behandeln. Etwas mehr Fokussierung hätte dem Buch hier gut getan und rückt das eigentlich Spannende der Studie, die Erfahrungen aus den Landkreisen, an den Rand.

Festzuhalten bleibt ein spannendes Konzept zur Beschreibung und eventuell auch Neufassung sozialer Vergemeinschaftung, über das man gerne mehr und detaillierte Informationen aus der Feldforschung erfahren hätte.

Jens Kersten / Claudia Neu / Berthold Vogel: Das Soziale-Orte-Konzept. Zusammenhalt in einer vulnerablen Gesellschaft, Februar 2022, 164 Seiten, ISBN: 978-3-8376-5752-4,

Preis: 25,00 Euro, Link zum Verlag