Abriss und Aufbruch
Hrsg. von Initiative Haus Marlene Poelzig,
Hannah Dziobek, Hannah Klein
Berlin-Westend, Tannenbergallee 28, Wohnhaus Poelzig, Sommer 1930. Im Erdgeschoss liegt das Atelier von Marlene Poelzig: der Raum einer Architektin, Innenarchitektin, Möbeldesignerin, Bildhauerin. Der Raum einer Partnerin, der durch eine Tür direkt mit dem Arbeitszimmer ihres Partners, Hans Poelzig, verbunden ist. Und der Raum einer Mutter, die mit einem kurzen Blick durch das Fenster jederzeit die im Garten spielenden Kinder sehen kann. Nicht einmal hundert Jahre später gibt es das von Marlene Poelzig entworfene Haus nicht mehr. 2021 erfolgte der Abriss einer der beispielgebenden emanzipatorischen Architekturen der 1920er Jahre. Aber es gibt dieses Buch, das die Geschichte des Hauses und seiner Architektin wieder lebendig werden lässt.
Herausgegeben wird die Publikation von der Initiative Haus Marlene Poelzig, die sich im Jahr 2020 gegründet hatte, um das Gebäude vor dem drohenden Abriss zu retten. Trotz zahlreicher Aktionen, Veranstaltungen und 5.000 gesammelter Unterschriften für den Erhalt konnte der einzigartige Bau – ein herausragendes Zeugnis für die Arbeit von Architektinnen in der Weimarer Republik – nicht gerettet werden. Im November 2021 beräumten die Bagger das Grundstück.
Geblieben aber sind die vielfältigen Forschungs- und Rechercheergebnisse zum Haus und seiner Architektin, die die Mitglieder der Initiative erarbeitet haben und die nun erstmals Veröffentlichung finden. Geblieben sind auch und insbesondere die vielen Themen, Gedanken, Fragen und, ja, auch die Appelle an Forschung und Denkmalschutz, die die Biografie Marlene Poelzigs und die Geschichte des Hauses bis hin zu den Umständen seines Abrisses aufwerfen und für die es auch heute und in Zukunft zu sensibilisieren und streiten lohnt.
Das Buch spürt anhand eines Spaziergangs durch das Haus diesen Themen nach. So lebt das Gebäude in Bild und Text selbst wieder auf und wird zugleich weitergedacht: Jeder Raum, der bei diesem Rundgang betrachtet wird, wird so auch zum Ort aktueller wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Fragen. Dabei geht es um Autor*innenschaft bei Paaren und Kollektiven in der Architektur, um Gleichberechtigung und Feminismen, um Care-Arbeit und Architektur, um Archivpraxis und letztlich um Denkmalschutz, Substanzerhalt und Protestkultur.

Grundrisszeichnungen auf transparenten Zwischenblättern rahmen die Inhalte. Bildessays beleuchten wichtige Etappen im Schaffen Marlene Poelzigs. Das Werkverzeichnis, eingebunden im letzten Kapitel der Publikation, gibt zudem erstmals einen Überblick über das Gesamtwerk der Architektin, Innenarchitektin, Bildhauerin und Möbeldesignerin.

Einlesen und Entdecken. Mit Texten von Andrea Aranda, c/o now, Mary Dellenbaugh-Losse, Jennifer Dyck, Hannah Dziobek, Mariam Gegidze, Jeonghi Go, Heike Hambrock, Karin Hartmann, Hannah Klein, Anna-Maria Mayerhofer, Matthias Noell, Antonia Noll, Samira Ozminski, Mary Pepchinski, Tanja Scheffler, Jan Schultheiß, Monica. Tusinean, Volker M. Welter und Felix Leon Zohlen.
Haus Marlene Poelzig, Berlin.
Abriss und Aufbruch
Hrsg. von Initiative Haus Marlene Poelzig,
Hannah Dziobek, Hannah Klein
Inhaltsverzeichnis
Schweizer Broschur mit Klappen, roter Faden
280 Seiten
16,5 x 23 cm
166 Abbildungen in Farbe und Schwarz-Weiß
Satz und Gestaltung: Irene Szankowsky
ISBN 978-3-9824959-6-5
Urbanophil 06/2025
36 €

Die Publikation wurde gefördert durch: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags, Landesdenkmalamt Berlin, VG Bild Kunst Kulturwerk, Netzwerk Stadtraumkultur e.V. und Kunstnetzwerk ato.