Im Rahmen des 5. deutschen Nachhaltigkeitstages wurden gestern in Düsseldorf erstmalig Preise für die nachhaltigsten Städte und Gemeinden vergeben. Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble und Prof. Klaus Töpfer (Bundesumweltminister a.D.) überreichten den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden“ an Freiburg im Breisgau (Großstädte), Neumarkt in der Oberpfalz (Städte mittlerer Größe) und Wunsiedel (Kleinstädte). Auslober war die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden und der Deutschen UNESCO-Kommission. Die Methodik zur Preisvergabe wurde in Kooperation mit dem Difu, dem Wuppertal Institut und ICLEI sowie in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Rat für Nachhaltige Entwicklung erarbeitet.

Die Auszeichnung für Freiburg begründete die Jury mit dem vorbildlichen, fest in den Verwaltungsfunktionen verankerten Nachhaltigkeitsmanagement und dem großen zivilgesellschaftlichen Engagement in der Stadt. Neumarkt in der Oberpfalz überzeugte mit besonders zukunftsweisendem Ressourceneinsatz und vorbildlicher Partizipation von Bürgern und Wirtschaft. Wunsiedel setzte sich mit durchgehend erfolgreichen Nachhaltigkeitsaktivitäten trotz schwieriger Rahmenbedingungen durch. In weiteren Einzelkategorien gingen Auszeichnungen an Solingen für eine umfassende und überzeugende Einbindung der Bürger, an Alheim für weitgehende Aktivitäten einer „Energiewende von unten“ und an Leipzig für eine in besonderem Maße auf nachhaltige Entwicklung abzielende Stadtentwicklung. Gelsenkirchen wurde für die konsequente Förderung von Bildung für nachhaltige Entwicklung mit dem „Sonderpreis der Deutschen UNESCO-Kommission ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung’ 2012“ prämiert.

 

C. Ingenhoven & K. Töpfer im Gespräch mit F. Lietsch, Bild: hha

Insgesamt hatten am Wettbewerb lediglich 119 Städte teilgenommen, von denen beachtliche 68 nur mit ausreichend oder mangelhaft bewertet wurden. Hinsichtlich des Teilnehmerfeldes wurde zudem erkennbar, dass sich ein Süd-Nord- und West-Ost Gefälle in der Qualität und Quantität der Nachhaltigkeitsumsetzung darstellt – besonders aktiv und professionell treten demnach süddeutsche (meist wohlhabende Kommunen auf). So sind denn auch die Preisträger wie Freiburg oder Neumarkt schon lange als nachhaltig engagierte Kommunen aktiv. Die mit dem Preis beabsichtigte Popularität für das Thema und die Förderung für zukünftigen Initiativen ist deshalb zu begrüßen. Dass für die nachhaltige Stadtentwicklung noch viele Schritte nötig sind und die vielen Akteure zweckmäßige politische wie administrative Rahmenbedingungen erfordern, wurde dann auch während des Kongresstages diskutiert. Dabei zeigte sich vor allem wieder einmal, dass Nachhaltigkeit oftmals nur in getrennten Dimensionen gedacht wird und die Ganzheitlichkeit des Themas unausgeprägt bleibt. Und so dominierte meist das Thema der technischen Innovation etwa zur Reduktion von CO2 – demgegenüber stellte sich der Hinweis auf die notwendige Berücksichtigung sozialer und kultureller Aspekte. Eine Diskussion zwischen Christoph Ingenhoven und Klaus Töpfer demonstrierte diese Notwendigkeit verständlich und verstärkte die Erkenntnis, dass nachhaltige Stadtentwicklung umfassenden Städtebau und Stadtplanung benötigt.

Irritierend wirkt jedoch, dass der größte deutsche Entwickler und Betreiber von innerstädtischen Shoppingcentern, die Hamburger ECE, als Veranstaltungssponsor auftrat und sich inzwischen als nachhaltiger Stadtentwickler präsentiert. Aber auch andere vertretene Sponsoren scheinen umstritten im Nachhaltigkeitskontext – etwa die dzt. beachtete Sarazin Bank.

Es bleibt nur wünschenswert, wenn sich die erfolgreichen Konzepte der ausgezeichneten Städte als Antrieb und Impuls auf andere Städte ausbreiten. Dafür sind aber auch verstärkte fördernde Anstrengungen nötig, damit auch strukturschwache Kommunen einen Nachhaltigkeits-Wandel umsetzen können.

 

 

Alle Preisträger 2012

Nachhaltigste Großstadt: Stadt Freiburg im Breisgau

Nachhaltigste Stadt mittlerer Größe: Stadt Neumarkt i. d. Oberpfalz

Nachhaltigste Kleinstadt: Stadt Wunsiedel

Governance & Verwaltung: Stadt Solingen

Klima & Ressourcen: Gemeinde Alheim

Lebensqualität & Stadtstruktur: Stadt Leipzig

UNESCO-Sonderpreis „Bildung für nachhaltige Entwicklung“: Stadt Gelsenkirchen

 

Ehrenpreisträger: Claudia Cardinale, Lord Norman Foster, Emiko Okoyama, SCORPIONS, Die PRINZEN

Über den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden: Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis für Städte und Gemeinden ist eine Initiative der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e. V. in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, der Deutschen UNESCO-Kommission e. V., Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Er steht 2012 unter der Schirmherrschaft von Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble. In der sechzehnköpfigen Jury wirkten u. a. Prof. Dr. Klaus Töpfer, Christina Rau, Ole von Beust, Petra Roth und Gunda Röstel mit. Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird bereits seit 2008 jährlich an nachhaltig agierende Unternehmen verliehen.

http://www.nachhaltigkeitspreis.de