Berlin ist mit vielen Wassern gewaschen. Während im Spandauer Nordhafen, einem Stichkanal der Havel, im Winter sechs Bootsfracks herrenlos herumdümpeln, und der Bezirk nicht so recht weiß, wie er sie los wird, bleiben die Kulturhafenkapitäne in der Rummelsburger Bucht sehr beweglich. Mit meinungsstarken Manövern parieren die Initiativen „Spree:publik“ und „Bucht für alle“ die Angriffe der Stadtverordneten und schreiben der Bezirkspolitik ein „Armutszeugnis“ aus. Auch Lichtenberg weiß nämlich nicht so recht, wie Hausboote, schwimmende Hütten von Obdachlosen und Kulturflöße vom See zu kriegen sind und versucht immer dasselbe Spiel – das Ankern zu verbieten. Es scheitert auch in diesem Jahr, als im Mai die Wasserschifffahrtsverwaltung wieder den Verbotsantrag ablehnt (wie bereits 2019). Die Bucht gehört dem Bund. Das ist es, was das Fahrwasser hinter Alt-Stralau anders macht als am Spandauer Maselakepark. Und der Bund meint es offenbar gut mit dem bunten Haufen (2018: 101 Objekte, laut Tagesspiegel). Schützt er ihn sogar? Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Fotograf Claudius Schulze vom Auswärtigen Amt gefördert wurde, als er mit seinem Atelierboot von Amsterdam nach Paris (und zurück) fuhr.. Mehrmals war der Mann in der Zeitung mit seiner „Eroberung des Unwahrscheinlichen“, so der Bootsname. Er klingt fast wie eine Herausforderung an alle, die am Alt-Stralauer und Rummelsburger Ufer stehen. Kommt und holt mich! Angesichts dieser Verwegenheit ist es eher wahrscheinlich, dass die zarte Urbanität auf der Spree nun auch die anstehende Seesanierung übersteht. Das Paul-und-Paula-Ufer wird mit einer 275 Meter langen Spundwand verrammelt (wie unromantisch), wozu eine Arbeitsplattform auf dem See entsteht. Claudius Schulzes Boot ist nichts anderes.