Donnerstag, den 11.10.2012, 20.00 Uhr |
Deutsches Architektur Zentrum DAZ, Köpenicker Str. 48/49, 10179 Berlin-Mitte

Mit Beginn des Herbsts lud urbanophil zum urbanoSALON#2,der sich der “Geschichte der guten Stadt” widmete. Nach einer Vorstellung des gleichnamigen Buches von Mara-Daria Cojocaru diskutierten die Autorin mit Nikolai Roskamm und Friedrich von Borries.

Thema des Buches ist eine Rekonstruktion der normativen Momente und Funktionen des Stadtbegriffes, der für Cojacaru vor allem Produzent und Rezipient von Normativität ist. Die These der Autorin lautet, dass es sinnvoll ist, an einer Vorstellung von der »guten Stadt« festzuhalten. Dieser Topos bildet eine Konstante der normativen Reflexion der menschlichen Lebensform, die dadurch, dass die Stadt zum eigentlichen menschlichen Habitat geworden ist, neue Bedeutung erlangt. Durch eine kritische Rekonstruktion der Geschichte von der »guten Stadt« anhand klassischer sowie zeitgenössischer Beiträge – von Platons Kallipolis über Le Corbusiers Ville Radieuse bis zu von Borries’ Klimakapseln – berichtet Mara-Daria Cojocaru, wie ein gewisser Rest-Utopismus das gesellschaftliche Handeln in den Städten begleitet. Sie zeigt: Nicht die gebaute Umwelt bringt bedeutsame Formen von Gesellschaft hervor – vielmehr verhält es sich umgekehrt. (Link zur Rezension auf urbanophil)

Im Gespräch wurden diese Gedanken aufgegriffen und in den interdisziplinären Zusammenhang gestellt. Friedrich von Borries und Nikolai Roskamm stellten den normativen Diskurs in den Professionen Architektur und Stadtplanung dar und nahmen hierzu Stellung. Insbesondere das verschiedene Stadtverständnis und die Chancen und Grenzen der Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis wurden dabei thematisiert. Ergänzende Ansichten aus der Stadtanthropologie und der Soziologie ergaben sich aus den Fragen aus dem Publikum und machten das Gespräch so zu einem dichten, aber auch erkenntnisreichen Abend, an den zukünftig angeknüpft werden wird.