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Unser Blog für urbane Kultur. Stadtentwicklung, Mobilität, Baukultur, digitale Stadt, Kunst und mehr.


Garagen: Manifest auch in West
Ein Leserbrief an die Autor:innen und den Fotografen des Buches "Das Garagenmanifest". Liebe Luise Rellensmann, lieber Jens Casper, lieber Martin Maleschka, herzlichen Dank dafür, dass Ihr dieses schöne Buch zur Garagenkultur in der DDR gemacht habt! Da werden einige persönliche Erinnerungen wach an längst vergangene Zeiten, als es beispielsweise im Prenzlauer Berg noch Garagenhöfe gab. Ganz verwildert war diese kleine Garagensiedlung, die sich Anfang der 2000er auf der Ecke Stargarder Straße / Senefelder Straße befand. Ein Versteck, ein Rückzugsort für spontane Nutzungen, wahrscheinlich deswegen mittlerweile ein aufgeräumter Stadtplatz mit Tischtennisplatten für die neue Jugend im Bezirk. Und auch einige der...
Kein Einklang in Nürnbergs Kulturlandschaft
Nürnbergs Kulturlandschaft hat noch viel Potenzial: Die Meistersingerhalle ist in die Jahre gekommen und genügt nicht mehr den heutigen Standards für ein Konzerthaus. Das Opernhaus muss 2025 stillgelegt werden, weil es nicht mehr den aktuellen Arbeits- und Brandschutzverordnungen entspricht. Die freie Szene fordert mehr Unterstützung und Raum für ihre Kunst- und Kulturschaffenden. Und: Das Reichsparteitagsgelände, eine der größten baulichen Hinterlassenschaften der NS-Diktatur, scheint seine gewünschte Nutzung als Projektionsfläche für die Künstler und Denker unserer Zeit noch immer nicht gefunden zu haben. Wie steht es also um die Kultur in Nürnberg? Eine teilnehmende Beobachtung. Dokumentiert von Gastautor Artemi Rashba Ein neues...
#24 TOP. Der goldene Steg
Das Ende einer vierzehnjährigen Amtszeit erlaubt Inszenierungen wie diese zwei: Eine klappernde Marionettenfigur watschelt an Fäden geführt durch die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch, während Berlins Ex-Senatsbaudirektorin, Regula Lüscher, durch das Gebäude führt. Sie hatte den Umbau begleitet. Beiden gemein, wenngleich unauffällig: der rotblonde Schopf, die blau-graue Kleidung. Visuell stärker wirkt die Szene am Golda-Meir-Steg. Dessen ockergelbes und in Nahaufnahme zu erkennendes, fein gegliedertes Stahlgeländer grüßt im Hintergrund aus der Europacity, während Lüscher ihren Werkschaufilm „Bauen für Menschen“ anmoderiert – ein Abschiedsgruß im farblich perfekt abgestimmten Mantel. Die Architektin mit dem scharfen Sinn fürs Detail (sie betonte immer die erste...
#23 Sport & Stadt. Kommt Zeit, kommt Park
Das Logo der Special Olympic World Games, die im Juni 2023 in Berlin ausgetragen werden, zeigt das Brandenburger Tor und den Fernsehturm. Das Cantianstadion in Prenzlauer Berg hat es nicht mit auf das Logo geschafft. Dabei hätten die Spiele für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung ursprünglich genau dort stattfinden sollen: in einem geplanten Stadion-Neubau im Osten des Mauerparks, mitten im neu gestalteten Inklusionspark. Weder ist das Stadion gebaut, noch der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark umgestaltet. Also verpasst Berlin übernächstes Jahr einen Meilenstein in der Sportgeschichte. Ein anderer Meilenstein wurde erreicht, einer, der auf der stadtplanerischen Ebene liegt. Einer, der die Ertüchtigung von...
Berlin im Rückwärtsgang. Petra Kahlfeldt wird neue Senatsbaudirektorin
Unser Beispielfoto zeigt das "Dom-Römer-Quartier" in Frankfurt am Main, 2017. Petra Kahlfeldt gehörte der Kommission zum Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt an. Ungeachtet des offenen Briefes für ein offenes und transparentes Verfahren zur Neubesetzung der Senatsbaudirektion, den arch+ und zahlreiche Berliner Akteur:innen letzte Woche publik gemacht haben, ist die Entscheidung bereits klammheimlich gefallen. Die Entscheidung für diese Frau ist überraschend, die Person selbst allerdings überhaupt nicht: Es ist die Architektin Petra Kahlfeldt. Petra Kahlfeldt hat in den letzten gut 30 Jahren gemeinsam mit Paul Kahlfeldt deutschlandweit eine große Anzahl von Villen, luxuriösen Wohnhäusern und hochwertigen Gewerbebauten realisiert sowie historische Bauten saniert....
#22 Kunst, Kultur & Bildung. 365 Mal im Jahr Friedenstag
https://www.youtube.com/watch?v=VvbbK_QwHkc Auf dem Gelände zwischen Bundespressekonferenz und Paul-Löbe-Haus ist jeden Tag Weltfriedenstag, nicht nur am 1. September. Denn dort steht Ben Wagins „Parlament der Bäume“ (1990), das gepflanzte Abbild einer nach Reflexion und Kommunikation verfassten Gesellschaft. Die Bäume, so Wagin, reden ja miteinander. Dreieinhalb Jahre nachdem sein „Parlament“ samt Bäumen und Berliner Mauer unter Denkmalschutz gestellt worden ist, stirbt der Berliner Aktionskünstler und Naturaktivist im Alter von 91 Jahren im Juli. Zum Weltfriedenstag, es ist ein Mittwoch dieses Jahr, findet eine spätsommerliche Trauerfeier mit etwa 100 Personen statt. Es scheint die Sonne. Es gibt Kaffee, einen Film und Reden. Die...
#21 Straße & Mobilität. Unter Kiezen
https://www.youtube.com/watch?v=NIAvrLk4yq8 Auf den ersten Blick sind es die Friedrichstraße und Unter den Linden, denen 2021 die große Aufmerksamkeit gebührt. Die Friedrichstraße bleibt auf Dauer autofrei, entscheidet die Verkehrsverwaltung im Oktober. Und die Linden finden sich nach der nun begonnenen Fahrbahnerneuerung bald in einem neu aufgeteilten Straßenraum wieder. Es sind aber Berlins Nebenstraßen, die zu den Hauptschauplätzen der Verkehrswende werden. Zur Saison eröffnen im Frühjahr bis zu 40 temporäre Spielstraßen (acht davon allein in Friedrichshain-Kreuzberg), von denen 35 (jenseits ihrer regulären Öffnungszeiten) auch am internationalen autofreien Tag aufschlagen, einem Mittwoch, der 2021 in die Wahlwoche fällt. Gleichzeitig macht die berlinweite Kampagne...
#20 Denkmal & Baukultur. Brutal unsichtbar
https://www.youtube.com/watch?v=V3loC1e2HiY Der Titel des Reliefs im Moabiter Fritz-Schloss-Park erinnert daran, dass es sich bei dem Parkhügel um einen Trümmerberg handelt, wenngleich die Inschrift – „Den Notstandsarbeitern zum Dank“ – auf dem immer mehr verwitternden Stein schwer zu lesen ist. Das Jugendzentrum an der nahegelegenen Rathenower Straße 15-18, ein Gebäudekomplex aus den siebziger Jahren mit Hochhaus, Flachbau, Gartenanlage und Garagenplateau, könnte bald Trümmer beisteuern. Der Abriss droht. Im Februar werden auf dem Gelände schon die Bäume gefällt, und im Dezember lobpreist der Kritiker Nikolaus Bernau im RBB, es handele sich bei dem Haus um „britische Architektur auf allerhöchstem Niveau“. Eine Art...