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Unser Blog für urbane Kultur. Stadtentwicklung, Mobilität, Baukultur, digitale Stadt, Kunst und mehr.


#20 Denkmal & Baukultur. Brutal unsichtbar
https://www.youtube.com/watch?v=V3loC1e2HiY Der Titel des Reliefs im Moabiter Fritz-Schloss-Park erinnert daran, dass es sich bei dem Parkhügel um einen Trümmerberg handelt, wenngleich die Inschrift – „Den Notstandsarbeitern zum Dank“ – auf dem immer mehr verwitternden Stein schwer zu lesen ist. Das Jugendzentrum an der nahegelegenen Rathenower Straße 15-18, ein Gebäudekomplex aus den siebziger Jahren mit Hochhaus, Flachbau, Gartenanlage und Garagenplateau, könnte bald Trümmer beisteuern. Der Abriss droht. Im Februar werden auf dem Gelände schon die Bäume gefällt, und im Dezember lobpreist der Kritiker Nikolaus Bernau im RBB, es handele sich bei dem Haus um „britische Architektur auf allerhöchstem Niveau“. Eine Art...
#19 Wasser & Uferlagen. Arbeitsplattformen des Wahrscheinlichen
https://www.youtube.com/watch?v=2e6c5Qzwfbg Berlin ist mit vielen Wassern gewaschen. Während im Spandauer Nordhafen, einem Stichkanal der Havel, im Winter sechs Bootsfracks herrenlos herumdümpeln, und der Bezirk nicht so recht weiß, wie er sie los wird, bleiben die Kulturhafenkapitäne in der Rummelsburger Bucht sehr beweglich. Mit meinungsstarken Manövern parieren die Initiativen „Spree:publik“ und „Bucht für alle“ die Angriffe der Stadtverordneten und schreiben der Bezirkspolitik ein „Armutszeugnis“ aus. Auch Lichtenberg weiß nämlich nicht so recht, wie Hausboote, schwimmende Hütten von Obdachlosen und Kulturflöße vom See zu kriegen sind und versucht immer dasselbe Spiel – das Ankern zu verbieten. Es scheitert auch in diesem Jahr,...
#18 Architektur & Städtebau. Spur der Fehler
https://www.youtube.com/watch?v=MwYIo4DuTtE Die 1.600 Quadratmeter Neuglas für die Fenster kommen aus China und vom Teppich wissen die Architekten nicht genau, ob ihre Entscheidung für die gedämpfte Atmosphäre richtig war, lässt Martin Reichert, Chipperfield-Architekt, in der Abendschau durchblicken. Die Sanierung eines Baudenkmals ist beendet. Die Schlüssel eines Schlüsselbaus der Architekturmoderne werden übergeben. David Chipperfield selbst schickt zu der Feierlichkeit an einem Tag Ende April weise Grüße per Video-Botschaft: "Wir wussten, dass unsere Anwesenheit nur durch unsere Fehler sichtbar werden würde." Nach zehn Jahren Schließzeit und sechs Jahren Bauzeit eröffnet Mies van der Rohes letztes Bauwerk in Deutschland (im Sinne von Lebenswerk) im...
#17 Corona. Metamorphosen im Namen der Medizin
https://www.youtube.com/watch?v=pBZsN85Cufo Es ist ein Reflex der Großstadt: In Krisenzeiten holt Berlin seine Großstrukturen heraus. Das war in der Flüchtlingskrise von 2015 so und es ist im Pandemiejahr 2021 so. Nacheinander poppen in der Stadt sechs Impfzentren auf. Noch vor Neujahr macht die Arena in Treptow den Anfang. Im Januar und Februar folgen das Erika-Heß-Stadion in Wedding, die Messe in Charlottenburg, der Flughafen Tegel in Reinickendorf, das Velodrom in Friedrichshain und – im März – das Flughafengebäude in Tempelhof. Was für Metamorphosen! Ob Konzerthalle, Radrennbahn oder Terminal: Die Architekturen synchronisieren sich zu einem Zweck. Aber zu kurz währt der Moment. Im...
#16 Wohnen & Co. Die Dreckskarre, die den Berliner Wohnraum bringt
https://www.youtube.com/watch?v=yJO6FM6mgI8 Die Berliner Wohnungskrise liest sich gerade in diesem Jahr wie ein Krimi. Um die Obdachlosigkeit in der Stadt bis zum Jahr 2030 zu beenden, schlägt Ex-Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) im Januar einen Masterplan vor, der allerdings nicht mehr vor den Abgeordnetenhauswahlen im September erarbeitet und beschlossen werden kann. Im April erklärt das Bundesverfassungsgericht zwar den Mietendeckel für nichtig, aber im selben Monat sammelt die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ nach zwei Monaten 130.000 Unterschriften, um schließlich im Juni, nach zwei weiteren Monaten, insgesamt 349.658 Unterschriften der Senatsinnenverwaltung zu übergeben. Der mit der Bundestags- und Abgeordnetenhauswahl synchronisierte Volksentscheid findet...
#15 Geschäfte & Gewerbe. Von wackeren Händlern
https://www.youtube.com/watch?v=gj4zmDMp3I4 Drei Traditionsläden verabschieden sich 2021 aus den Kiezen Berlins. In Schmargendorf kapituliert der seit 1919 existierende „Utermarck“-Schreibwarenladen in der Breiten Straße 24, nachdem Inhaber Martin Herrmann wegen einer benachbarten, sehr geduldigen Baustelle zu hohe Umsatzeinbußen zu verbuchen hatte. Sie riegelte der Papeterie, einer alten, ehrwürdigen Dame gleich (es ist doch nicht McPaper!) einfach den Publikumsverkehr ab. Aus die Maus. Die Klagen Herrmanns vor dem Landgericht halfen nichts. Ein Verlust. Auch die Klagen des Kreuzberger Buchhändlers Thorsten Willenbrock vor dem von der Presse belagerten Gerichtsgebäude in Moabit führten nicht dazu, dass sein „Kisch & Co.“ in der Oranienstraße 25 bleiben...
#14 Energie & Klima. Auf einem Acker in Pankow
https://www.youtube.com/watch?v=WxdDTM27eOE Windmühlen standen schon auf dem Prenzlauer Berg als er noch gar kein Stadtteil von Berlin war. Wen wundert´s, dass der Bezirk Pankow, zu dem der Prenzlauer Berg (sowohl topografisch also auch politisch) seit 2001 gehört, der einzige ist, in dem Windkraftanlagen stehen. Zu den bisherigen fünf Mühlen kommt in diesem Jahr eine sechste. Oben in Malchow ragt sie 160 Meter in den Himmel über Berlin, steigert die Windkraftproduktion in der Stadt um 30 Prozent und winkt mit rotierenden Flügeln Berlins langjähriger, seit dem Sommer "entschwundenen" Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hinterher. Die Architektin suchte die Anlage vergeblich zu verhindern, weil sie...
Vakant: Die höchste Position in der Berliner Stadtentwicklung
Im Sommer gab Regula Lüscher nach 14 Jahren ihr Amt als Berliner Senatsbaudirektorin auf. Die Gründung des Baukollegiums – einem Gremium von Architekt:innen und Bauexpert:innen, vor dem Investor:innen und ihre Baumeister:innen ihre Pläne vorstellen sollen –, die Öffnung des Tempelhofer Feldes, die Urban Tech Republic auf dem Gelände des TXL, die Sanierung der Staatsoper unter den Linden, die Bebauung rund um den Hauptbahnhof, die Erneuerung des Planwerks Innenstadt, aber auch die abgesagte IBA Berlin 2020 und so einige nicht unumstrittene Hochhausprojekte gehörten zu ihren Projekten für Berlin. Regula Lüscher hatte, wie ihre Amtsvorgänger Hans Stimmann oder Werner Düttmann, ihre gänzlich...